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Gehirnjogging mit dem 3D-Trainer

An Demenz zu erkranken, ist für viele Menschen eine beängstigende Vorstellung, denn diese chronischen Veränderungen des Gehirns sind nicht heilbar. Zwar ist seit langem bekannt, dass zum Beispiel Gedächtnistraining den Ausbruch der Krankheit verzögern oder verlangsamen kann, neuen Erkenntnissen zufolge spielt aber auch die körperliche Aktivität eine große Rolle. Hier setzt das junge Start-up Mentalee an: Das Team entwickelt eine App, die Risikopatienten und bereits Erkrankte zu sportlichen Übungen motivieren soll. Um das Projekt voranzutreiben, läuft derzeit ein Startnext-Crowdfunding.

Svenja Zihsler hatte die Idee zu Mentalee. Die ehemalige Profischwimmerin aus Dischingen studiert Medizin in Göttingen und promoviert derzeit am Institut für kognitiver Neurologie. In ihrer medizinischen Laufbahn hatte sie immer wieder von den Möglichkeiten zur Demenzprävention gehört und fand die Idee einer entsprechenden App naheliegend. „Ich habe aber nie daran gedacht, das selber zu machen“, erzählt sie lachend.

Gründerstipendium gewonnen

Dann jedoch pitchte die heute 27-Jährige die Idee bei der Start-up Academy der Deutschen Sporthilfe – und sicherte sich ein Gründerstipendium. „Das gab mir den Mut, dass ich das auch wirklich kann“, zeigt Svenja Zihsler sich dankbar. Zusammen mit ihrem Bruder Jens Zihsler, einem studierten Medieninformatiker, begann sie die App zu entwickeln. Mit Denis Schwager aus Niederstotzingen ergänzt ein weiterer Informatiker als technischer Projektleiter das Team. Mutter Elke Zihsler unterstützt als Gesundheitsförderin mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund.

Was ist nun neu an Mentalee? Zum einen soll die App die Nutzer zu körperlichen Übungen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ermutigen und dabei möglichst unterschiedliche Hirnareale aktivieren. Zum anderen passt die App sich automatisch an das Leistungsniveau der Nutzenden an. Das heißt: Wer sich zunächst schwer tut, bekommt leichtere Übungen, wer noch fitter ist, kann mit mehr Wiederholungen oder auch schwierigeren Übungen einsteigen.

Die App motiviert ihre Nutzenden

Über die im Hintergrund arbeitende Technik will das Mentalee-Team noch nicht viel verraten. Nur so viel: Die App ist in der Lage, über die Kamera des Smartphones oder Tablets die Ausführung der Bewegungen auszuwerten und Rückmeldungen zu geben. So können die Nutzenden gezielt motiviert werden. Für die App hat das Mentalee-Team eigens einen 3D-Trainer programmiert, der die Übungen optisch ansprechend anleitet. Auch an eine Sprachsteuerung haben sie bei der Entwicklung gedacht.

Bis in spätestens zwei Jahren soll die App per Rezept oder über Bonusprogramme der Krankenkassen erhältlich sein. Im Oktober 2022 startet an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) eine klinische Studie, um die Wirkung des Übungsprogramms wissenschaftlich zu untermauern. Schon jetzt habe es aus der Fachwelt jedoch viel Zuspruch gegeben, freut sich Svenja Zihsler.

Ohnehin scheint die Zeit günstig für ein Angebot wie Mentalee: Im Oktober 2021 wurde bekannt, dass Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der UMG sogenannte Marker, die auf eine drohende Demenz hindeuten können, nun bereits über das menschliche Blut nachweisen können. Damit wird es möglich werden, demenzielle Erkrankungen in der medizinischen Routine festzustellen, lange bevor sie das Gehirn geschädigt haben. Mentalee will dann dazu beitragen, das Auftreten erster Symptome möglichst lange hinauszuzögern.