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»Das optimale Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine.«

Das Heidenheimer Unternehmen Goldschnitt Interaktion von Philipp Gräßer (33) und Thomas Techert (33) entwickelt Anwendungen zur Maschinensteuerung, Software-Applikationen, Web-Anwendungen sowie Mobile Apps, damit eines klappt: das optimale Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine.

Ihr habt mit eurem Studiengang “Interaktionsgestaltung” ein Fach gewählt, das damals zum ersten Mal angeboten wurde und damit bewiesen, dass ihr experimentierfreudig seid. War damals schon klar, dass ihr auch lieber Gründer als Angestellte sein wollt?
Philipp Gräßer: Nicht ganz. Wir haben uns 2007 mit unserem Studium tatsächlich auf unbekanntes Terrain gewagt, aber die Entscheidung, uns selbstständig zu machen kam erst später.
Thomas Techert: Ursprünglich wollten wir Kommunikationsdesign studieren. Der Trend ging immer mehr in Richtung Digitalisierung. Allerdings waren Apps zum Beispiel noch relativ unbekannt. Die Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd hat mit dem neuen Studiengang, den wir dann letztlich auch gewählt haben, auf diesen Trend reagiert.
Philipp Gräßer: Wir wollten ganz bewusst das Wachstum in dieser Branche mitnehmen und uns mit unseren Dienstleistungen (und USP) hier in der Region ansiedeln.

Wie lief die Gründung von Goldschnitt Interaktion ab?
Thomas Techert: Wir haben Beratungsangebote der IHK für Existenzgründer genutzt und den Gründerzuschuss der Agentur für Arbeit, den es ein halbes Jahr lang gibt. Da wir für unsere Arbeit außer unseren Laptops eigentlich nicht viel gebraucht haben, mussten wir auch kaum Eigenkapital oder sonstige Investitionen für die Gründung aufbringen.

Ihr seid in einer sich sehr schnell verändernden Branche unterwegs. Wie stellt ihr sicher, dass ihr immer auf dem neuesten Stand der technologischen Entwicklungen seid?
Philipp Gräßer: Wir sind beide als Dozenten an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd aktiv. Durch unsere Lehraufträge sind wir vorne mit dabei, was Trends und zukunftsfähige Entwicklungen angeht. Wir profitieren auch davon, dass in diesem studentischen Umfeld oft neue Lösungen und Tools auftauchen, die wir für unsere Arbeit nutzen können.
Thomas Techert: Allerdings schauen wir uns jede Entwicklung erst einmal genau an. Nicht jeder Trend ist zukunftsfähig oder eine Bereicherung für uns im Alltag oder für die Anforderungen unserer Kunden.

Was ist das Besondere an einem BtoB-Unternehmen wie ihr es seid? Welche Anforderungen stellen solche Geschäftsbeziehungen?
Thomas Techert: Was wir immer mit einplanen müssen, sind die häufig längeren Prozesse bei unseren größeren Kunden. Es kann Wochen oder sogar Monate dauern, bis ein Projekt beschlossen oder ein einzelner Projektschritt umgesetzt wird.
Philipp Gräßer: Außerdem spielen Geheimhaltungsvereinbarungen und strenge Regeln zu deren Einhaltung bei vielen unserer Kunden aus der Industrie eine wichtige Rolle.

Eure Tätigkeitsfelder sind sehr „technisch“. Müsst ihr neben Digitalisierungsprofis auch Kommunikationsprofis sein, um euren Kunden die Zusammenhänge darzustellen?
Thomas Techert:
Wir möchten unseren Kunden als Sparringspartner die Möglichkeiten neuer Technologien aufzeigen. Ohne sie geht es künftig nicht mehr. Trotzdem sollte jede Anwendung auch wirtschaftlich sinnvoll sein und aus einem konkreten Nutzerbedürfnis heraus entstehen und nicht zum Selbstzweck.
Philipp Gräßer: Es wird in der Industrie und bei unseren Kunden viel mit neuen Technologien experimentiert. Wichtig ist es hierbei dann über das Experimentieren herauszukommen und sinnvolle und mehrwertbringende Anwendungen daraus zu generieren.

Die Gründung von Goldschnitt Interaktion liegt nun schon über fünf Jahre zurück. Bitte nennt ein paar Meilensteine in den letzten Jahren!
Thomas Techert: Im April 2014 haben wir unser erstes Kundenprojekt umgesetzt. Zwei Jahre später konnten wir unseren ersten Praktikanten einstellen und im Februar 2018 den ersten festangestellten Mitarbeiter. Unser Wunsch ist es, nächstes Jahr in ein geräumigeres Büro umziehen zu können.

Ihr kanntet euch schon vor dem Studium. Hat das gemeinsame Arbeiten eure zuvor rein freundschaftliche Beziehung verändert?
Philipp Gräßer: Wir waren immer schon Freunde und Arbeitskollegen. Schon während des Studiums haben wir zusammen gewohnt und gearbeitet. Das hat prima funktioniert und dadurch haben wir über die Jahre ein gutes Verständnis füreinander entwickelt.
Thomas Techert: Unser Arbeitsverhältnis ist kontinuierlich mit den Anforderungen aus der Gründung und der Unternehmensleitung heraus gewachsen. Um eine gute Balance zu halten, ist uns das Thema Organisation sehr wichtig. So haben wir nicht nur für unsere Mitarbeiter, sondern auch für uns selbst Dinge wie Urlaubszeiten, Arbeitspensum oder Verantwortlichkeiten für Ausgaben vertraglich geregelt. Das schafft Sicherheit und Fairness.

Was fasziniert euch auch heute noch am meisten an eurer Selbstständigkeit?
Philipp Gräßer: Selbstständig zu sein bedeutet, unheimlich viel lernen zu können. Ständig in unterschiedlichen Branchen unterwegs und mit unterschiedlichen Themen beschäftigt zu sein. Das hilft unglaublich viel dabei, das Verhältnis zwischen Nutzer oder Anwender und Technik zu verstehen.
Thomas Techert: Ein spannender Aspekt an der Führung seines eigenen Unternehmens ist, dass man eigene Entscheidungen treffen kann, sie aber auch treffen muss. Jede Entscheidung hat eine direkte Auswirkung aufs Unternehmen und ist nicht immer angenehm.

Wie gestaltet ihr die Arbeitsteilung? Wer von euch ist für was zuständig?
Thomas Techert: Natürlich hat jeder von uns seine persönlichen, speziellen Kompetenzen. Die ergänzen sich optimal im Arbeitsalltag. Aber eine fixe Arbeitsteilung gibt es bei uns nicht. Wir stimmen uns dazu täglich ab. Auch das Kundenmanagement wird abgestimmt und die dazugehörigen Projekte und Aufgaben dann untereinander aufgeteilt.

Gab es weniger positive Situationen oder Entwicklungen, von denen ihr aber letztlich profitiert bzw. gelernt habt?
Philipp Gräßer: In der ersten Zeit nach unserer Gründung waren wir ziemlich erfolgsverwöhnt. Wir hatten große Projekte zu bearbeiten, das hat uns motiviert. Es ist aber viel sicherer fürs Unternehmen, mehrere Projekte parallel zu führen und weitere Standbeine zu entwickeln. Vor allem, wenn bei den Großprojekten auch immer lange Entscheidungsprozesse mit zu berücksichtigen sind, die es erfordert haben, Kapazitäten zu binden, ohne dass klar war, wann das Projekt weitergeführt wird.

VIELEN DANK!!